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Das Betonwerk wird zum Labor

Gemeinsam mit meinen Diplomand*innen machte ich mich auf nach Ober-Grafendorf, um im Fertigteilwerk der Firma Trepka unsere Versuchsträger für das Projekt "Aufbiegungen aus glatten Stäben" herzustellen. Diese hochspezialisierte Fertigungsanlage verwandelte sich in dieser Woche damit zu unserem "externen" Labor. Insgesamt wurden vier Träger betoniert und mit unserer neuartigen Messtechnik ausgerüstet.


In den Bewehrungskörben wurden insgesamt 60 Meter Glasfasern verbaut, welche uns erlauben die Belastungszustände innerhalb der Versuchskörper zu messen. So eine Glasfaser ist nur 0,15 mm dünn und demenstprechend muss bei der Montage sehr vorsichtig gearbeitet werden. Durch die Faser wird  beim Versuch eine Lichtwelle gesendet, welche vom Faserende reflektiert wird. Die Veränderung der reflektierten Welle wird dann mit dem Prinzip der Rayleigh-Streuung analysiert und gibt alle 0,65 mm einen Messwert aus. Das kann man sich so vorstellen wie einen Tennisball, welcher immer mit derselben Geschwindigkeit gegen eine Wand geworfen wird. Der Ball wird sozusagen von der Wand reflektiert und kommt in einer bestimmten Flugkurve zurück. Kommt der Ball nun anders zurück, hat sich zum Beispiel der Abstand der Wand geändert.
Neben der präzisen Ausführung und Funktionsweise der Messtechnik lernten die Masterstudent*innen des Studiums Bauingenieurwesen auch allerlei praktische Arbeitsschritte, welche in einem Betonwerk anfallen und konnten dabei auch selbst Hand anlegen. Nach dieser intensiven und aufregenden Woche freut sich unser Team nun auf die ersten Belastungsversuche im November!

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