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Dankesrede zur Sponsion

Dankesrede zur Sponsion am 05.12. von Tobias Huber

Vor rund einenhalb Jahren hatte ich die große Ehre, bei meiner Sponsion die Dankesrede als Vertreter meines Jahrgangs zu sprechen. Ich bin sehr dankbar, wenn ich auf diesen weiten Weg vom Studienanfänger bis zum Abschluss zurückblicke und möchte meine damaligen Worte gerne teilen.

Sehr geehrter Dekan, sehr geehrter Studiendekan, sehr geehrte Professoren, liebe Neudiplomingenieure, liebe Mamas, Papas, Omas, Opas, Tanten, Onkeln, Brüder, Schwestern, Freunde und Freundinnen und Bekannte - kurz: liebe Festgäste!


Heute ist ein Freudentag: denn heute geht für uns ein großartiger Lebensabschnitt erfolgreich zu Ende - nämlich unser Studium.

Jeder von uns freut sich ein wenig anders darüber: 

Der Eine ist völlig aus dem Häuschen, als wäre er gerade Formel 1 Weltmeister geworden, er steht heute ganz oben am Siegertreppchen und versprüht eine Flasche Champagner als Zeichen seines Triumphs.

Ein Anderer freut sich so, als hätte er einen langen und schwierigen Aufstieg zu einem hohen Gipfel hinter sich und betrachtet nun in vollkommener Zufriedenheit die atemberaubende Aussicht.

Wiederum ein Anderer fühlt sich heute so, als ob er sich den Abspann eines packenden Films ansieht, dabei auf die wichtigsten Momente zurückblickt und von diesen Bildern sehr berührt wird.

Ich persönlich gehöre zu dieser Kategorie - wie ich bei der Vorbereitung dieser Worte feststellen musste.


Stoff für einen Film gäbe es ja genug - so dauerte unser Studium nach Lehrplan 5 Jahre - na gut bei manchen von uns, mich eingeschlossen, vielleicht ein bisschen länger - aber wir haben alle sehr viel in dieser Zeit erlebt. Jetzt bin ich also am Ende meines „Studiumfilms“ angelangt und bin berührt fast ein wenig wehmütig und da fragt man sich natürlich: Was war das für ein Film? War es ein guter Film? Ich habe ein wenig recherchiert was einen wirklich guten Film ausmacht:


Notwendig ist zunächst ein toller Schauplatz

Sehr geehrte Damen und Herren, sehen Sie sich einmal um! Der Kuppelsaal ist schon sehr beeindruckend oder? Natürlich sieht nicht jeder unserer Hörsäle so prachtvoll aus, aber dieses ehrwürdige Haus mit den vielen Türen, Zimmern und Hörsälen hat mir anfangs schon ein wenig das Gefühl gegeben, in einem alten Schloss zu sein, ähnlich wie bei Harry Potter in Hogwarts.


Wichtig für einen guten Film ist auch ein abrupter Einstieg 

Und wer von uns an seine erste Uniwoche zurückdenkt wird bestätigen: das war mehr als abrupt! Täglich gleich 3 oder mehr Vorlesungen von Kapazundern aus der Wissenschaft, Skripten, die so dick sind wie die gesammelten Unterlagen aus der Pflichtschulzeit, Mathematikaufgaben deren Lösungen aus mehr Buchstaben als Zahlen bestehen, und mündliche Prüfungen wo man einfach einen Stein in die Hand bekommen hat und diesen klassifizieren musste. Eines kann ich Ihnen versichern: es gibt sehr sehr viele - graue - Steine. 


Natürlich dürfen auch grandios besetzte Nebenrollen nicht fehlen 

Da wären zum Beispiel die Gefährten, die den Protagonisten auf seinem Weg begleiten. Wer also diesen abrupten Einstieg, sagen wir mal "überstanden" hat, hat schnell gemerkt, dass es als Einzelkämpfer auf diesem Weg schier unüberwindbare Schluchten gibt (manche sagen zu diesen Schluchten auch "Prüfungen"). Also tut man sich zweckmäßig zusammen und kann so ab und zu im Windschatten von seinen Kollegen mitfahren und wenn man wieder Kraft hat, kann man vorausfahren und die anderen mitziehen, um gemeinsam ein Ziel zu erreichen. Dabei lernt man einander kennen, zum Beispiel bei dem ein oder anderen Bier nach einer bestandenen Prüfung (ja auch Feiern darf während des Studiums nicht zu kurz kommen). Durchs miteinander Lernen und Feiern entstehen oftmals Freundschaften, die ein Leben lang halten!


Bei meiner Recherche nach Nebenrollen habe ich auch folgende Rolle oft gefunden: zwielichtige Gestalten, bei denen manchesmal nicht so ganz klar ist ob sie dem Protagonisten gut oder schlechtgesinnt sind. (Blick zu Professoren)

Unsere Professoren sind ja wirklich alle sehr freundlich - aber bei manch einer Aufgabe, Prüfung oder Prüfungsmodus dachte man: "Die wollen uns das Leben aber besonders schwer machen". Im Nachhinein betrachtet bin ich mir aber sehr sicher, dass sie es nur gut mit uns meinten, denn: nur an der Herausforderung kann man schließlich wachsen und ich muss ehrlich sein, ich habe viele Zusammenhänge erst während einer mündlichen Prüfung so richtig verstanden. Vielen Dank den Professoren an dieser Stelle für die großartige Ausbildung die Sie uns gegeben haben.


Damit habe ich auch schon den nächsten Punkt für einen guten Film vorweggenommen: "Hürden die der Held meistern muss"

Und davon gibts in unserem Studium eine ganze Menge: 87 Fächer, die man bestehen muss. Dazu braucht man mündliche und schriftliche Prüfungen, Seminararbeiten, Projekte, Tests, Hausübungen, Kolloquien, eine Bachelorarbeit und schließlich eine Diplomarbeit. Dieser "Hürdenlauf" ist eigentlich ein "Hürdenmarathon" und oft ist das Hindernis auch noch dazu so hoch, dass man dabei leicht die Orientierung verliert. Da ist es wieder gut wenn einem die Studienkollegen den Weg zeigen und man wieder eine Hürde gemeinsam überwinden kann. 

Falls man wirklich einmal völlig orientierungslos im Studium ist gibt es das Dekanat wo vor allem Christine Mascha mit Rat und Tat den Studierenden zur Seite steht und dafür sei ihr an dieser Stelle herzlichst gedankt.


Damit wäre ich schon bei meinem letzten und wahrscheinlich wichtigsten Punkt für einen guten Film angelangt:

Nämlich die Entwicklung der Hauptfigur

Wir alle waren sehr junge Burschen und Mädchen als wir mit unserem Studium begonnen haben. Die Burschen nach Bundesheer oder Zivildienst, die Mädchen oft sogar noch früher unmittelbar nach Ihrer Matura. Heute stehen wir hier vor Ihnen als fertige DiplomingenieurInnen  und dazwischen sind so viele Dinge passiert: Der erste eigene Haushalt oder der Einzug in eine WG, Weg aus der Heimatgemeinde und ab nach Wien, der erste Freund oder die erste Freundin vielleicht schon eine Hochzeit oder ein eigenes Kind, große Reisen auf andere Kontinente, der erste Job und das erste eigens verdiente Geld, viele Erfolge, die gefeiert wurden aber auch Enttäuschungen, die man wegstecken musste - so viele Eindrücke sind dabei neben dem eigentlichen Studium entstanden und haben uns für unser Leben geprägt. Ich habe schon oft gehört: "Die Studienzeit war die beste Zeit meines Lebens" - Bis jetzt kann ich das nur bestätigen.


Alle Kriterien für einen guten Film wurden also in der Studienzeit erfüllt, sei es Location, abrupter Einstieg, Nebencharaktere oder die Entwicklung der Hauptfigur.

Aber was berührt mich jetzt am Ende dieses Films und lässt mich sogar mit der einen oder anderen Träne auf der Wange auf bestimmte Momente zurückschauen?


Liebe Gäste, also Mamas, Papas, Tanten, Brüder, usw.  das sind meistens genau jene Szenen des Filmes, die Sie durch ihre Eigenschaften geprägt haben und dafür gehört Ihnen unser größter Dank: 


Das ist zum Beispiel der beste Freund, der jederzeit zur Stelle war um ein wenig vom Unistress abzulenken.

Das ist der Papa, der immer davon überzeugt war dass man das Studium schafft, obwohl man selber sehr oft daran gezweifelt hat.

Ein sehr guter Unifreund, der einem auch ihn schwierigen Situation zuhört und einem neue Wege aufzeigt.

Das ist die Freundin, die wegen des hohen Aufwands im Studium oft zurückstecken musste und trotzdem stets die Daumen drückt und einem bestärkt. 

Die Schwiegereltern, die einem immer wieder gezeigt haben dass man zur Familie gehört und einem dadurch ein zweites Zuhause geben.

Das ist die Mutter die einem letztendlich in Tränen umarmt und sagt: Ich bin stolz auf dich! 


Ich bin mir sicher, dass es in jedem unserer Studienfilme ähnliche Szenen gegeben hat. Falls nicht lautet mein Appel an sie alle: Holen sie diese heute nach. Denn morgen ist der Film vorbei!


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